Fast auf den Tag genau vor 125 Jahren, am 1. Juli 1899, gründeten der Techniker Carl Miele sen. und der Kaufmann Reinhard Zinkann ihr Unternehmen Miele & Cie. Erstes Produkt: eine Milchzentrifuge. Was mit elf Mitarbeitern in einer ehemaligen Kornmühle im kleinen Ort Herzebrock begonnen hat, sollte sich zu einem global erfolgreichen Hightech-Unternehmen entwickeln, mit mehr als 22.000 Beschäftigten in 49 Ländern und 4,96 Mrd. Euro Umsatz. Wie kaum ein anderes Unternehmen steht Miele für Qualität und Langlebigkeit – und wurde so zu einer der angesehensten Marken der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Eine Zeitreise durch 125 Jahre Pioniergeist und Streben nach Qualität.
Zur Milchzentrifuge kommt schon ein Jahr später die Buttermaschine, bestehend aus einem runden Eichenholzbottich mit Rührwerk. Und dann folgt 1901 die erste Miele Waschmaschine – ein größerer Holzbottich mit Drehkreuz darin, das zunächst noch über einen Hebel zu bewegen ist. 1907 verlegt Miele Sitz und Produktion an seinen heutigen Stammsitz Gütersloh, weil es dort deutlich mehr Arbeitskräfte gibt und ein eigener Gleisanschluss die Anlieferung der rasant wachsenden Mengen an Holz enorm erleichtert. Denn die Auftragslage der jungen Firma entwickelt sich über alle Erwartungen positiv.
Schon früh zeigt sich auch die gelebte soziale Verantwortung der Gründer – zum Beispiel 1909 mit einer der ersten Betriebskrankenkassen in Deutschland. Beim Schutz von Umwelt und Klima gilt Miele ebenfalls als vorbildlich, angefangen mit der sprichwörtlichen Langlebigkeit der Geräte. Heute stehen vor allem Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit der Geräte sowie Nutzung und Erzeugung regenerativer Energien an den Standorten im Fokus. Honoriert wird dies etwa durch den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 und 2024.
Von der Landwirtschaft in die Haushalte
Produktseitig entwickelt sich Miele zunächst zum breit aufgestellten Ausrüster mit Schwerpunkt Landwirtschaft. Dafür stehen Melkmaschinen, Geräte zur Aufbereitung von Viehfutter („Futterdämpfer“), Leitern, Bollerwagen, Holzbaracken, Fahrräder, Mopeds und Motorräder. Sogar Autos werden produziert, 143 an der Zahl, was wegen des zu erwartenden Kapitalbedarfs nur zwei Jahre später aber wieder aufgegeben wird. Ende der 1920er-Jahre kommen aus dem Zweigwerk in Bielefeld (errichtet 1916) erste Staubsauger sowie 1929 Europas erster elektrischer Geschirrspüler. Dann jedoch fokussiert man sich schrittweise auf hochwertige Elektrogeräte für die Küche, Wäsche- und Bodenpflege. Hinzu kommen Wäschereitechnik (1924) und später das gewerbliche Geschirrspülen sowie Reinigung, Desinfektion und Sterilisation für medizinische Einrichtungen und Labore (heutige Business Unit Professional).
Hierfür gibt Miele 1960 in Bielefeld die Produktion von Zweirädern auf. Stattdessen setzt man dort nun auf den Geschirrspüler, der sich in den Küchen immer weiter verbreitet. Die Melktechnik wird in den späten 1980er-Jahren veräußert, die Produktion von Küchenmöbeln 2005. Ein Meilenstein zur Stärkung des strategisch wichtigen Geschäfts mit den Kücheneinbaugeräten ist 1989 die Übernahme des Kochgeräteherstellers Imperial mit Werken in Bünde und Arnsberg. In den 1990er-Jahren entstehen dort Weltneuheiten wie der erste drucklose Einbaudampfgarer. Bereits 1973 hatte Imperial in Kooperation mit dem Glaskeramikspezialisten Schott die weltweit ersten Cerankochfelder auf den Markt gebracht.
Vorreiter bei Waschen, Geschirrspülen und Smart Home
Maßstäbe beim Beladungskomfort von Geschirrspülern setzt Miele 1987 mit der patentierten Miele Besteckschublade – und 2001 in der Wäschepflege mit der ebenfalls patentierten Miele Schontrommel. Wegbereiter bei den smarten Hausgeräten ist Miele 1998 mit der Funktion InfoControl, bei der ein kompakter Funkempfänger (Pager) das Programmende von Waschmaschine und Trockner meldet. Zehn Jahre später folgt die erste automatische Steuerung der Dunstabzugshaube durch das Kochfeld. Aktuell zählt das Unternehmen zu den Vorreitern etwa beim Kochen mit KI sowie beim klimaschonenden Waschen und Spülen.
Parallel wachsen die weltweiten Vertriebsstrukturen wie auch der Werkeverbund stetig weiter. Im Jubiläumsjahr ist Miele in 49 Ländern mit eigenen Vertriebsgesellschaften vertreten und unterhält dort mehr als 200 eigene Marken Stores. Von den derzeit 15 Werken liegen acht in Deutschland, mit Investitionszusagen in die hiesigen Standorte von insgesamt 500 Mio. Euro bis Ende 2028. Je ein weiteres Werk befindet sich in Österreich, China, Tschechien, Rumänien und Polen. Hinzu kommen die beiden Standorte des italienischen Medizintechnikspezialisten Steelco Group, der seit 2017 zur Miele Gruppe gehört.
Für den zusätzlichen Ausbau des potenzialträchtigen Geschäfts in Nordamerika entsteht das 16. Werk gerade im US-Bundesstaat Alabama. Ende 2024 startet hier die Produktion der großvolumigen Herde und Backöfen, die speziell für diese Region konzipiert sind. Zur weiteren Stärkung der Medizintechnik bei Miele ist ein Joint Venture mit der Schweizer Industrieholding Metall Zug AG gegründet, an dem Miele 67 Prozent der Anteile hält. Hier bringen die Gütersloher die Steelco Group ein, während Metall Zug den bisherigen Steelco-Wettbewerber Belimed beisteuert. Die Geschäftsleitung der Miele Gruppe setzt sich zusammen aus zwei Vertretern der Eigentümerfamilien Miele und Zinkann sowie drei familienunabhängigen Geschäftsführern und einer Geschäftsführerin jeweils mit Ressortzuständigkeit.
Zwei Dinge haben sich in 125 Jahren indes nicht verändert. Erstens: Das Markenversprechen „Immer Besser“, das schon die beiden Gründer auf ihre ersten Maschinen geschrieben hatten. Und zweitens: Dass sich das Unternehmen im alleinigen Eigentum der Familien Miele und Zinkann befindet.