KI – das klingt wie Science Fiction. Wer kennt nicht Data, den künstlichen Menschen von Star Treck Next Generation.
Doch tatsächlich ist Künstliche Intelligenz heute in vielen Bereichen auf dem Vormarsch. Nicht in Form von künstlichen Menschen, sondern in Form von selbstlernender Software, wie Chat GPT. Heute habe ich das Whitepaper der Akademie der Immobilienwirtschaft gelesen. Darin beschäftigt sich Professor Hanspeter Gondring mit Künstlicher Intelligenz in der Immobilienwirtschaft.
Ich gehöre zur Generation Baby Boomer. In meiner Kindheit war das Ferngespräch noch sauteuer und persönliche Nachrichten kamen per Brief. So ein Brief brauchte vom Erstellen bis zum Empfänger zwei bis drei Tage. Nach rund einer Woche kam der Brief beantwortet zurück. Heute dauert der gleiche Vorgang oft nur Sekunden.
Die Folge von Digitalisierung und Echtzeitkommunikation ist ein fast exponentiell steigendes Datenaufkommen. Im Jahr 2012 fielen weltweit rund 6,5 Zettabyte an. Das ist eine Zahl mit 22 Nullen! Acht Jahre später, 2020, waren es schon 64,2, und 2025 werden es Prognosen zufolge 181 Zettabyte sein. Experten gehen davon aus, dass sich die Menge der weltweit produzierten Daten alle zwei Jahre etwa verdoppelt. Ein Zettabyte sind 1000 Exabyte. Ein Exabyte steht für eine Trillion (1018) Bytes oder eine Milliarde Gigabyte oder 1 Million Terabyte. Wenn wir 181 Zettabytes auf Blue-Ray speichern könnten, wäre der Blu-Ray-Disc-Stapel so groß, dass er 29 Mal bis zum Mond reichen würde. Zum Vergleich: Wissenschaftler schätzen, dass man gerade mal 5 Exabyte bräuchte, um alle Wörter zu speichern, die die Menschheit je gesprochen hat.
Was KI kann
Wir stehen gerade an einer Schwelle, an der KI anfängt, immer stärker in unsere täglichen Lebensbereiche einzuwirken. Sie hilft zum Beispiel, die tägliche Informationsflut zu ordnen, zu kanalisieren und das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Mit KI kann man automatisiert Kundenanfragen beantworten, Prospekte erstellen, Textnachrichten schicken, Social Media Marketing betreiben, Termine planen und vergeben, Abrechnungen erstellen und Zahlungen überwachen. Hinzu kommt der Bereich Monitoring. Immer mehr Sensoren und Aktoren müssen auf ihre Zustände hin analysiert werden und die Daten interpretiert werden. Daraus müssen bestimmte Aktionen oder Handlungsanweisungen erfolgen.
Gerade der Bereich Kommunikation macht eines deutlich: Wir sind verdammt zu KI. Anders können wir bald dem immer größer werdenden Informationsaufkommen nicht mehr Herr werden.
Chatroboter wie Chat GPT sind in der Lage, automatisiert zu antworten und zu lernen. Und zwar können sie so antworten, als hätte man es selbst getan. In manchen Bereichen ist der Chat Bot-Text von dem eines tatsächlich antwortenden Menschen schon heute nicht mehr zu unterscheiden.
Aber was genau ist KI?
Künstliche Intelligenz ist entwickelt worden, um menschenähnliche Entscheidungsprozesse durch Computerexperimente zu reproduzieren. Dies wird durch Algorithmen und mathematische Modelle erreicht, die es Maschinen ermöglichen, aus Daten automatisch Muster zu erkennen, statistische Wahrscheinlichkeiten zu berechnen und Entscheidungen zu treffen. KI-Systeme werden oft trainiert, um menschliches Verhalten und menschliche Entscheidungen zu imitieren, indem sie mit großen Datenmengen arbeiten und durch Erfahrung lernen. Manche KI-Systeme sind auf bestimmte Aufgaben oder Anwendungen spezialisiert, während andere in der Lage sind, durch eigenständiges Lernen und Anpassen vielfältige Aufgaben zu meistern. KI spielt eine zunehmend wichtige Rolle in vielen Bereichen, von der Spracherkennung und Bildverarbeitung bis hin zur medizinischen Diagnose und der Entwicklung autonomer Systeme.
Wie KI lernt
Wie ein Mensch muss auch eine Maschine erst lernen, um intelligente Entscheidungen treffen zu können. Mit zunehmender Datenmenge wird das generative Selbstlernen immer schneller. Damit werden auch die Ergebnisse immer besser. Die KI standardisiert datenbasierte Arbeitsprozesse. In der Anfangsphase wird der Mensch noch das Korrektiv des Systems sein, aber die Korrektur betrifft nicht die KI, sondern die Datenbasis. Die KI macht keine Fehler, sondern führt nur fehlerhafte Daten weiter.
Einfache KI-Modelle lernen durch– Supervised Learning (SL), also überwachtes Lernen. Dabei wird der Algorithmus mithilfe eines Trainingsdatensatzes und einer Zielvariablen unterrichtet. Aus diesen Informationen ermittelt er Zusammenhänge und Muster und versucht auf dieser Grundlage, Zielvariablen aus anderen Datensätzen vorherzusagen.
Die nächste Generation fortschrittlicher KI lernt durch Reinforcement Learning (RL, engl. für verstärktes Lernen). Bei dieser Methode werden dem Agenten keine Daten vorgegeben. Stattdessen entwickelt er in Simulationsszenarien eigenständig Strategien, um zu entscheiden, welche Aktion wann die richtige ist. Trifft er eine gute Entscheidung, wird er belohnt. Trifft er eine falsche Entscheidung, bleibt die Belohnung aus.
KI und Immobilienwirtschaft
Fachleute erwarten, dass Arbeiten mit geringem Qualifikationsniveau nach und nach durch KI ersetzt werden. Fachleute schätzen, dass in der Immobilienwirtschaft etwa einhunderttausend solcher Arbeitsplätze wegfallen.
In den nächsten Jahren wird die KI die Immobilienexpertise sicherlich nicht ersetzen können. Allerdings kann KI der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft helfen, den Fachkräftemangel zu überwinden. Wenn die einfachen Aufgaben automatisiert erledigt werden, haben die qualifizierten Mitarbeiter mehr Zeit, um sich auf die anspruchsvollen Tätigkeiten zu konzentrieren, die mehr Wertschöpfung generieren, weil zum Beispiel das Reporting von Kollege KI selbstständig erledigt wird. Am Ende könnte dann mit weniger Mitarbeitern mehr Umsatz generiert werden. Bislang allerdings ist das nur Zukunftsmusik. Und bis KI in weiten Teilen der Branche eingesetzt wird, wird es wohl noch Jahre dauern.
Oliver Mertens